Kein weiteres Anheben des Renteneintrittsalters: Die Regelaltersgrenze von 67 Jahren ist genug. Davon ist der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) überzeugt und argumentiert gegen Pläne, den Beginn des Rentenalters weiter nach hinten zu schieben.

Die Rente mit 70 löst keine bestehenden Probleme, ist der DGB überzeugt: weder ändert sich dadurch etwas an dem bestehenden Fachkräftemangel noch an den Löchern in den Rentenkassen. Im Gegenteil: Die Rente mit 70 würde die Situation für die Beschäftigten verschlechtern.

Warum, das erklärt DGB-Vorstandsmitglied Anja Piel: „Die Anhebung des Rentenalters ist eine Rentenkürzung und Umverteilung von den Versicherten zu den Unternehmen“. Hinzu kommt: Schon heute stirbt jeder vierte Arbeitnehmer und jede siebte Arbeitnehmerin vor Erreichen der Regelaltersgrenze.

Kritisiert wird, dass das Rentenalter schneller angehoben wurde als die Lebenserwartung ansteigt. Beispielhaft weist der DGB auf die Jahrgänge 1947 bis 1958 hin. Pro Jahrgang sei der Rentenbeginn um einen Kalendermonat angehoben worden. „Die steigende Lebenserwartung wurde also fast komplett in längeres Arbeiten überführt.“

Rentenalter steigt schneller als Lebenserwartung

Um zwei Monate pro Jahrgang steigt das Rentenalter ab dem Jahrgang 1958. Laut DGB-Berechnung ist das „fast doppelt so schnell wie die Lebenserwartung steigt“. Das Fazit daraus: „Der Jahrgang 1964 muss also 12 Monate länger arbeiten als der Jahrgang 1958, lebt aber nur 6 (Frauen) bzw. 7 (Männer) Monate länger.“ Der 1964er Jahrgang wird folglich ein halbes Jahr weniger Rente beziehen als der Jahrgang 1958.

Drastische Kürzungen erwarteten alle die Beschäftigten, die nach den Plänen zur Anhebung der Regelaltersgrenze nicht bis 70 arbeiten können. Die Abschläge würden 3,6 Prozent der ursprünglichen Rente pro Jahr betragen.

Darauf hingewiesen wird auch, dass umso mehr Rentenberechtigte in spe nicht mehr leben würden, je höher das Rentenalter angehoben würde. Die Kosten der gesetzlichen Rentenversicherung verringerten sich folglich.

Wie ungerecht eine Rente mit 70 wäre, untermauert der DGB mit dem Verweis auf eine aktuelle Studie: Ein höheres Rentenalter erhöhe die Ungleichheit zwischen den Beschäftigten mit schwerer körperlich Arbeit und denen ohne körperliche Belastung massiv.

Für den DGB wäre die Rente mit 70 unsozial. Denn eine Erhöhung des Renteneintrittsalters sei identisch mit einer Rentenkürzung. Gewinner wären allein die Arbeitgeber, denen ein höheres Rentenalter geringere Beitragsätze zur Rentenversicherung bescheren würden.

Die Annahme, ein späterer Eintritt ins Rentenalter würde das Problem des Fachkräftemangels verkleinern, verweist der DGB in die Welt der Wünsche: Trotz Arbeitskräftebedarfs würden eher keine Älteren von den Betrieben eingestellt werden oder es werde versucht, ältere Mitarbeiter „so früh wie möglich loszuwerden“.

Für eine längere Lebensarbeitszeit hatten sich zuletzt u.a. der Präsident des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall, Stefan Wolf, sowie der Rentenexperte Bernd Raffelhüschen ausgesprochen.

 

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