Die Professoren Marcel Kern (RUB) und Sandra Ohly (Uni Kassel) wollten herausfinden, ob es tatsächlich der Einsatz der digitalen Techniken ist, der die Nutzerinnen und Nutzer nach Feierabend an Entspannung und ggf. sogar am Einschlafen hindert.
Das Ergebnis ihrer Befragung von 340 Beschäftigten aus verschiedenen Unternehmen war deutlich: Nicht das reine Nutzen der digitalen Technik macht bei den Teilnehmenden der Befragung den Stress, sondern der wartende „Berg an unerledigten Aufgaben, der eine Nutzung der Technik erforderte“.
Registriert wurde von den Forschenden, dass nicht der eigentliche Griff zum Smartphone dafür sorgt, dass der Abschaltknopf im Gehirn nicht gefunden wird, sondern umgekehrt: Weil die Betreffenden eben nicht abschalten können, greifen sie zum Diensthandy, wenn es Locksignale sendet – egal zu welcher Tageszeit.
Dies ist ein Grund, weshalb Marcel Kern, Professor für Arbeit und Gesundheit an der RUB, rät, das Diensthandy nach Feierabend auszuschalten oder zumindest die Push-Nachrichten zu minimieren. Er weiß, dass Gedanken rund um die Arbeit die Beschäftigten durchaus in den Feierabend begleiten. Doch blieben diese Gedanken unter der Oberfläche. Melde sich freilich das digitale Mobilgerät, sei „der Kopf schon wieder bei der Arbeit“.
Unterbrechungen vermeiden, Mailprogramm zwischendurch abschalten
Die Forschenden empfehlen für entspannteres Arbeiten und leichteres Abschalten, sich selbst tagsüber Zeiten ohne Unterbrechungen zu schaffen. Darunter verstehen sie, zwei Mal am Tag für rund eine Stunde das Mailprogramm zu schließen und das Smartphone auszuschalten.
Wer im Homeoffice arbeitet, solle sich ein Ritual überlegen, wie der Feierabend eingeläutet werden könne: Das kann beispielsweise – neben dem Ausschalten des Rechners – die bequeme Feierabendkleidung sein, der Gang um den Block oder das Schließen der Türe zum Arbeitszimmer.
Nicht zuletzt sollten klare Vereinbarungen mit der Führungskraft über die Erreichbarkeit getroffen werden. Beispielsweise die, dass Dienstmails, die spätabends von Vorgesetzten verschickt werden, keineswegs von den Adressaten postwendend beantwortet werden müssen.
Von den Beschäftigten wünschen sich nach den Erhebungen der Kasseler und Bochumer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zwei Drittel eine klare Trennung von Beruf und Privatleben. Tatsächlich gelinge dies im Alltag nur einem Drittel. Das verbleibende Drittel müsse auch außerhalb der Arbeitszeiten für die Firma erreichbar sein oder empfinde dies jedenfalls so.
Der Bericht über das gemeinsame Forschungsprojekt „Den Feierabend zurückerobern“ ist im Wissenschaftsmagazin RUBIN der Ruhr-Universität Bochum erschienen.