Quote ist nicht gleich Quote – zumindest, was die Einstellung der Bürgerinnen und Bürger angeht. Eine Studie zeigt, dass die deutsche Bevölkerung Regelungen zur Bevorzugung von Frauen und Personen mit nicht-akademischem Hintergrund eher unterstützt, als das bei gebürtigen Ostdeutschen und Personen mit Migrationshintergrund der Fall ist.

Ein Team um Wissenschaftlerin Céline Teney von der Freien Universität Berlin befragte gemeinsam mit einem Umfrageinstitut online insgesamt 2.676 erwerbstätige Personen. Sie wollten herausfinden, wie groß die öffentliche Unterstützung für verschiedene bislang in Führungspositionen unterrepräsentierte Gruppen ist.

Die Zustimmung zu sogenannten positiven Diskriminierungsmaßnahmen wie einer Quotenregelung lag bei Frauen und Personen mit Eltern ohne Hochschulabschluss bei 5,5 von 10 möglichen Punkten. Bei Ostdeutschen und Personen mit Migrationshintergrund reichte es lediglich zu 4,3 Punkten.

„Dieser Befund unterstreicht, dass Personen aus einem Nicht-Akademikerhaushalt eine wichtige soziale Kategorie in Deutschland darstellen“, sagt Céline Teney. Die geringere Zustimmung bei den beiden letztgenannten Gruppen könne darauf zurückzuführen sein, dass Ostdeutschsein oder Migrationshintergrund für eine regionale Zugehörigkeit im weiteren Sinne sprächen, während das Frau-Sein oder die Herkunft aus einem Nicht-Akademiker-Haushalt in der Allgemeinbevölkerung breiter verteilte Zuschreibungen seien. Ein weiterer Grund könne sein, dass die Definition, wer zur Zielgruppe gehören soll, bei ihnen nicht unumstritten und außerdem nicht eindeutig sei.

Darüber hinaus hänge das Ausmaß, in dem Einzelpersonen eine positive Diskriminierungsmaßnahme unterstützen, nicht nur von ihrer eigenen Gruppenzugehörigkeit ab. Auch der Grad der wahrgenommenen Benachteiligung der unterrepräsentierten Gruppe spiele eine Rolle. Wer die öffentliche Akzeptanz für Quotenregelungen erhöhen wolle, sollte daher auch das öffentliche Bewusstsein für die Benachteiligung von Mitgliedern unterrepräsentierter Gruppen bei der Besetzung von Führungspositionen schärfen, schließen die Forschenden.

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