Die Lohnuntergrenze liegt hierzulande bei 9,16 Euro. Im Volksmund-Sprech ist das zum Sterben zu viel und zum Leben zu wenig. Armutsforscher bestätigen diese Sichtweise. Auch für sie ist der deutsche Mindestlohn nicht existenzsichernd: Das wäre erst der Fall bei einem Mindestlohn von rund 12 Euro. Dies stellt das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) in seinem aktuellen Mindestlohnbericht 2019 fest.

Existenzsichernd sind Löhne aus Sicht der Forscher dann, wenn sie zumindest 60 Prozent des Medianlohns, also des mittleren Lohns, erreichen. Das wären in Deutschland zurzeit 12 Euro. Das 60-Prozent-Ziel wird freilich nicht nur hierzulande, sondern in den meisten europäischen Ländern verfehlt. Anders in Frankreich: 10,03 Euro beträgt die Lohnuntergrenze und liegt damit bei 61,8 Prozent des Medians.

Großbritannien möchte aufholen und hat sich viel vorgenommen: Bereits im nächsten Jahr soll der Mindestlohn bei 60 Prozent des mittleren Lohns liegen. Aktuell beträgt der Mindestlohn 8,85 Euro, doch ein schöner Zuschlag ist in Sicht: Ab 1. April wird die Lohnuntergrenze 9,28 Euro betragen.

Höher ist der Mindestlohn nicht nur in Frankreich. Die belgischen Beschäftigten erhalten mindestens 9,66 Euro, in Irland sind es 9,80 Euro und in den Niederlanden 9,91 Euro. Unangefochten an erster Stelle steht Luxemburg mit einem Stundenlohn von mindestens 11,97 Euro.

Das untere Ende der Einkommensleiter liegt in Bulgarien mit 1,72 Euro, in Rumänien mit 2,68 Euro, in Polen mit 3,05 Euro und in Tschechien mit 3,11 Euro. Eine Anhebung von 11 Prozent bei den Lohnuntergrenzen gab es erstmals seit sieben Jahren in Griechenland. Seit 1. Februar 2019 liegt der Mindestlohn jetzt bei 3,76 Euro.

Der „WSI-Mindestlohnbericht 2019: Zeit für kräftige Lohnzuwächse und eine europäische Mindestlohnpolitik“, WSI-Report 46, Februar 2019, steht hier auf Mausklick zum Download bereit.

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