Die Wissenschaftler wollten den Erfolg von kooperativen und egoistischen Verhaltensstrategien untersuchen. Als besonders erfolgreich erwies sich bereits in früheren Studien das sogenannte Modell der Ausbeutung: Hierbei wechseln sich Kooperation und Egoismus so ab, dass sich der „Mitspieler“ nicht dagegen wehren kann. Die Strategie funktioniere unter hohem Konkurrenzdruck am besten.
„Ausbeuter erscheinen oft als nette Kollegen. Sie beantworten Freundlichkeit mit Freundlichkeit, so dass Konkurrenten an ein Missverständnis glauben, wenn sie immer wieder über den Tisch gezogen werden“, erklärt Manfred Milinski vom Max-Planck-Institut. Grundlage der Forschungen war das „Gefangenendilemma“: In dem Spiel profitieren beide Teilnehmer, wenn sie kooperieren. Verhält sich einer der beiden aber egoistisch, gewinnt dieser besonders viel, während der Kooperierende leer ausgeht.
Bei der erfolgreichen Ausbeuter-Strategie kooperiert Spieler A in 60 Prozent der Fälle und verhält sich ansonsten egoistisch. Spieler B muss sich dem Ausbeuter fügen, weil sich für ihn nur das lohnt: Damit kann er seinen kleinen Gewinn wenigstens ein wenig steigern. Die Wissenschaftler untersuchten nun, ob sich der Ausbeuter in aufeinanderfolgenden Spielen disziplinieren lässt.
Ohne Aussicht auf einen Bonus kooperierten beide Probanden. Kam jedoch ein Bonus ins Spiel, wurde die Ausbeuter-Strategie häufig angewendet. Spieler A kooperierte im weiteren Verlauf auch zunehmend seltener – selbst, wenn der Gegenspieler sich durch die Verweigerung der Zusammenarbeit zu widersetzen versuchte. „Durch den Bonus konnten die Ausbeuter sogar noch mehr verdienen als die kooperativen Spieler mit der ,großzügigen‘ Strategie, die keine Aussicht auf einen Bonus hatten“, berichten die Wissenschaftler.