Die Zahl der jungen Menschen, die ihren Ausbildungsvertrag vorzeitig lösen, ist deutlich höher als die Zahl derjenigen, die tatsächlich ihre Berufsausbildung endgültig abbrechen. Wieso das so ist, erklärt die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK).

Laut dem Datenreport zum Berufsbildungsbericht wurden im Jahr 2021 von den geschlossenen Verträgen für eine duale Berufsausbildung 26,7 Prozent vorzeitig wieder gelöst. Diese Quote ergibt sich, so die DIHK, aus dem aktuell vorgelegten Report des Bundesinstituts für Berufsbildung (BiBB). Das klingt viel und ist viel. Doch die Realität ist weniger besorgniserregend.

Für die DIHK ist bei der Interpretation dieser Quote Zurückhaltung geboten. Denn keineswegs jede Vertragslösung sei gleichzusetzen mit einem Ausbildungsabbruch oder mit unzufriedenen Azubis, betont Achim Dercks, stellvertretender DIHK-Hauptgeschäftsführer. Für ihn spiegelt „das Steigen der Quote [im Langzeitvergleich] tatsächlich das wachsende Angebot an offenen Ausbildungsstellen wider“.

Je größer die Auswahl an Ausbildungsplätzen ist, desto häufiger orientierten sich die Azubis und Azubinen während der Ausbildung um, statt die aktuelle Ausbildung zu beenden. „Das Lösen eines Vertrages bedeutet also nicht automatisch einen endgültigen Ausbildungsabbruch“, sagt Dercks und verweist auf den „Anteil an wirklichen Ausbildungsabbrüchen“, der mit rund 13 Prozent deutlich niedriger liege.

Natürlich seien Vertragslösungen legitim. Doch ändere diese Tatsache nichts daran, dass jede Lösung eines Vertrags eine zu viel sei. Damit sind vergebliche Investitionen für den Betrieb verbunden, ein Umweg für den jungen Menschen, durchaus auch Enttäuschungen auf beiden Seiten. Schließlich seien die Betriebe mehr denn je darauf angewiesen, dass Azubis und Azubinen ihre Ausbildung erfolgreich beenden. „Wer heute nicht ausgebildet wird, fehlt morgen als Fachkraft“, so der stellvertretende Hauptgeschäftsführer.

Gegensteuern ist möglich: Betriebe, die Praktikumsplätze anbieten, können aktiv die Berufsorientierung von Schülerinnen und Schülern unterstützen. Denn in einem Praktikum könnten Wünsche und berufliche Wirklichkeit abgeglichen werden. Bewährt haben sich aus Sicht der DIHK auch die so genannten Ausbildungsbotschafter: Azubis, die in den Schulen von ihrem Ausbildungsalltag berichten.

Ausbildung beenden statt Ausbildung abbrechen, das ist die Devise des Mentorenprogramms VerA. Dieses Akronym steht für Verhinderung von Ausbildungsabbrüchen. Erfahrene Seniorinnen und Senioren vom Senioren Experten Service (SES) engagieren sich seit 2008 für junge Menschen, denen die Ausbildung schwerfällt. Die jungen Frauen und Männer, die an dem Programm teilnehmen, werden in ihrer Eigenverantwortung und Motivation gestärkt. Ziel ist es, die Ausbildung erfolgreich zum Abschluss zu bringen.

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