Die Digitalisierung in der Industrie hat längst begonnen: Das Tempo ist unterschiedlich, die Gestalt verschieden. Die Ausprägung reicht von kleinteiligen Insellösungen bis hin zu Steuerungssystemen von Maschinen. Variiert das Auftreten der Digitalisierung auch stark, so bestätigt sich bislang die Befürchtung kaum, dass mit ihr eine Abwertung qualifizierter Arbeit einhergeht. Das zeigt ein Report der Hans-Böckler-Stiftung.

Die digitale Technik ersetzt noch kaum Arbeitsplätze: „Von einer durchgängigen Automatisierung der Produktion sowie weiterer Unternehmensprozesse kann bislang keine Rede sein“, heißt es in dem 6. Report der Forschungsförderung der Stiftung. Die Autoren haben für diese Publikation Erkenntnisse aus mehreren Projekten zusammengeführt.

Ein Fokus war beispielsweise darauf gerichtet, ob und falls ja, wie, die Digitalisierung qualifizierte Arbeit beeinflusst. Nur zu einem Zehntel hat sich die Möglichkeit bestätigt, dass die Digitalisierung qualifizierte Arbeit abwertet. Zu einem Großanteil sind die Anforderungen in bis zu zwei Dritteln der Abteilungen gestiegen, haben die Wissenschaftler von Betriebsräten erfahren.

Erklärt werden die steigenden Anforderungen durch neue Fähigkeiten: So müssen die Mitarbeiter die neue Technik bedienen lernen, auch müssen sie sich die Kompetenz zur fachbereichsübergreifenden Zusammenarbeit aneignen. Deswegen werteten die Betriebe tendenziell „die Tätigkeiten qualifikatorisch und organisatorisch auf“, so die Forscher.

Mitbestimmung der Arbeitnehmer entscheidend

Diese Aufwertung erhöhe den Leistungsdruck – insbesondere auch dann, wenn kein Weiterbildungsangebot vorhanden sei. Die Gefahr „zunehmender Überwachung und Fremdbestimmung“ komme zusätzlich hinzu. Daher sollten aus Sicht der Wissenschaftler „Betriebsräte die Interessen der Beschäftigten schon bei der Einführung digitaler Technologien energisch vertreten“. Denn von sich aus machten Unternehmen wenig Anstalten, ihre Beschäftigten einzubinden.

Den Betriebsräten wird in dem Report „Auswirkungen auf Arbeit und Handlungsansätze für Betriebe: Digitalisierung in Industriebetrieben“ empfohlen, sich mit anderen Betriebsräten zu vernetzen und sowohl die Gewerkschaften als auch die Beschäftigten in die Entwicklung einzubinden. Eine frühzeitige Mitbestimmung der Arbeitnehmer sei entscheidend für eine menschengerechte Digitalisierung in der Industrie.

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