Erwerbstätige Mütter und Väter haben wie berufstätige pflegende Angehörige klare Vorstellungen davon, wie Unternehmen ihre Arbeitgeber-Attraktivität erhöhen können – durch Familienfreundlichkeit: Denn so lautet das Zauberwort, das aus der Perspektive der Betroffenen einen Arbeitgeber attraktiv macht.
Aus Sicht der rund 11,6 Millionen Elternteile und der 2,5 Millionen pflegenden Angehörigen zeigt sich die Attraktivität von Arbeitgebern laut Prognos-Studie insbesondere darin, dass Rücksicht genommen wird auf die familiären Verpflichtungen ihrer Beschäftigten. Kurz: Beruf und familiäre Vereinbarkeitsanforderungen sollen idealerweise ins Gleichgewicht gebracht werden.
Die befragten Beschäftigten erwarten schwerpunktmäßig von den Arbeitgebern Verständnis „für geplante oder spontane Auszeiten und Arbeitszeitunterbrechungen“. Auch sollen weder Eltern noch pflegende Beschäftigte bei einer angestrebten Karriere benachteiligt werden. Rund 70 Prozent aller Befragten wünschen sich Flexibilität. Rund 30 Prozent erwarten für ihre Planung feste Arbeitszeiten.
Würden Arbeitgeber die familiären Rollen ihrer Beschäftigten in ihren Planungen einbeziehen, steigerten sie ihre Arbeitgeber-Attraktivität, sind die Autorinnen und der Autor der Studie überzeugt. Sie verweisen zudem darauf, dass die betrachteten Zielgruppen mehr als ein Viertel aller Erwerbstätigen stellen.
Die Studie beleuchtet die unterschiedlichen Bedürfnisse der drei betrachteten Gruppen:
- Mütter betreuen nach wie vor mehrheitlich die Kinder. Deshalb sind für sie flexible Arbeitszeiten besonders wichtig. Sie müssen die Herausforderung bewältigen, Kitazeiten wie Schulzeiten mit den Arbeitszeiten abzugleichen. Damit ihnen keine Karrieremöglichkeiten verwehrt bleiben, sind für sie sowohl Jobsharing als auch Führungspositionen in Teilzeit attraktiv.
- Väter möchten sich bei Bedarf flexibel um ihre Familie kümmern können. Sie erwarten von ihren Arbeitgebern, sie zu ermutigen, „mehr Elternzeit zu nehmen und die Vereinbarkeitsmöglichkeiten zu nutzen“.
- Pflegende sind darauf angewiesen, dass sie ihre Arbeitszeiten so flexibel wählen können, dass diese dem Pflegebedarf angepasst werden können. Spontane und ungeplante Einsätze sollten nicht von ihnen erwartet werden. Ihre Arbeitszeit sollte nicht – schon gar nicht kurzfristig – verändert werden.
Nach der „proaktiven Vereinbarungsstrategie“, die Prognos entwickelt hat, können Unternehmen ihre Arbeitgeberattraktivität in drei Stufen aufbauen:
- Basis und damit unverzichtbar sei eine Kultur, „die von Rücksicht auf Vereinbarkeitsbelange geprägt ist“.
- In der zweiten Stufe sollten in der betrieblichen Vereinbarkeitspolitik den zielgruppenspezifischen Präferenzen der drei Gruppen Mütter, Väter und Pflegende entsprechend Angebote gemacht werden.
- Berücksichtigten die Arbeitgeber die vielfältigen Lebensumstände ihrer Mitarbeitenden, könnte „harte Konsequenzen“ der Beschäftigten wie Kündigungen verbunden mit Arbeitgeberwechseln vermieden werden.
Die Attraktivitäts-Studie wurde von Prognos im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) erstellt. Sie ist Teil des Programms „Erfolgsfaktor Familie“ des Ministeriums. Befragt wurden mehr als 2.500 erwerbstätige Eltern und pflegende Angehörige.
Die Studie „Familienfreundliche Arbeitgeber: Die Attraktivitätsstudie – Was Mütter, Väter und pflegende Angehörige wollen und was Unternehmen tun können“ kann hier als PDF-Datei aus dem Web heruntergeladen werden.