Konkret kommen der Studie zufolge Mütter, die im Homeoffice arbeiten, auf drei Stunden mehr Betreuungszeit für Kinder in der Woche als Mütter, die nicht von zu Hause aus arbeiten können. Zudem leisten sie eine zusätzliche Überstunde im Job. Väter dagegen machen zu Hause wöchentlich zwei Überstunden mehr als solche ohne Heimarbeit. Mehr Zeit für die Kinder nehmen sie sich aber trotz Homeoffice nicht. Datengrundlage ist das Sozio-oekonomische Panel, eine repräsentative Wiederholungsbefragung.
Laut Studienautorin Dr. Yvonne Lott vom Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung helfe flexibles Arbeiten zwar bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Es könne aber zugleich auch die klassische Rollenverteilung zwischen Frauen und Männern festigen oder sogar verstärken. Eine entgegenwirkende Maßnahme könnte beispielsweise sein, die Zahl der Partner-Monate beim Elterngeld von zwei auf sechs zu erhöhen, um Anreize für Väter zu schaffen, sich stärker in der Kinderbetreuung zu engagieren.
„Es ist gut und richtig, mit einem Recht auf Homeoffice die Präsenzkultur in deutschen Unternehmen aufzubrechen“, kommentiert Hannack die Ergebnisse. Ebenso wichtig sei jedoch auch „mehr Bewegung in den Köpfen bei Männern und Frauen“. Sie müssten die neue Flexibilität so nutzen, dass sie die Erwerbsarbeit und Kinderbetreuung partnerschaftlich untereinander aufteilen. Immer noch würden Frauen den Löwenanteil der unbezahlten Sorgearbeit leisten, während sie zunehmend auch einen bezahlten Job haben. Damit mehr Homeoffice nicht zu mehr Doppelbelastung der Frauen führt, müssten sich auch die Männer einsichtig zeigen.