Das aktuelle (Aus-)Bildungsgeschehen skizziert die nahe Zukunft: Immer weniger junge Menschen interessieren sich für eine duale Berufsausbildung. Gelingt es nicht, diese Entwicklung durch eine höhere Akzeptanz dieses Bildungsweges aufzuhalten oder – besser noch – umzukehren, rückt das Fachkräfteproblem immer stärker in den Mittelpunkt des Arbeitsmarktes. Diese Erkenntnis liefert der BIBB-Datenreport 2023.

Erneut ist im Jahr 2022 die Zahl junger Frauen und Männer geschrumpft, die im Vergleich zum Vorjahr eine Entscheidung pro dualer Berufsausbildung getroffen haben: Das Minus beträgt 1 Prozent oder absolut 5.300 Personen. Im Vergleich zum Jahr 2019 wird gar ein Rückgang von 10,6 Prozent oder absolut 63.200 verzeichnet.

Unbesetzt geblieben sind 68.900 Berufsausbildungsstellen: Das sind nochmals 9 Prozent weniger als 2021 und gegenüber 2019 ein Minus von 29,6 Prozent. Rein rechnerisch hätten die 60.400 jungen Menschen auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz damit alle eine Ausbildungsstelle finden können.

Nach oben geklettert ist erneut die Zahl der jungen Menschen zwischen 20 und 34 Jahren, die keinen beruflichen Abschluss vorweisen können: Im Jahr 2020 wurden in dieser Gruppe 2,33 Millionen Personen (= 15,5 %) gezählt. Im Jahr 2021 waren es bereits 2,64 Millionen Menschen (= 17,8 %).

Mit Blick auf die aktuellen Daten erklärt Friedrich Hubert Esser, Präsident des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB), dass alle Ausbildungswege – ob beruflich oder akademisch – gesellschaftlich als gleichwertig anerkannt werden müssten. Dies gehöre zu den Voraussetzungen, um mehr Jugendliche für eine duale Berufsausbildung zu gewinnen. Außerdem müsste die duale Ausbildung durch „ein höheres Maß an Flexibilität, Inklusivität sowie Exzellenz“ attraktiver werden.

Mit Blick auf das sich verschärfende Fachkräfteproblem weist der BIBB-Präsident ebenfalls auf die Notwendigkeit hin, mit niedrigschwelligen Zugängen jungen Erwachsenen mit schwächeren Voraussetzungen den Einstieg in eine Berufsausbildung zu erleichtern.

Auch für Zuwandernde, Studienabbrecher oder Langzeitarbeitslose sollte der Arbeitsmarkt erschlossen werden, betont Friedrich Hubert Esser. Voraussetzungen dafür sei „eine Infrastruktur, in der bereits vorhandene berufliche Kompetenzen gemessen, bewertet und anschlussfähig gemacht werden“.

Die vorläufige Fassung des BIBB-Datenreports 2023 steht im PDF-Format hier zum Download zur Verfügung.

 

Aktuelle Beiträge