Drei Jahre lang untersuchte ein Forschungsprojekt, worauf es in der Produktionsorganisation unter den Bedingungen einer agilen Digitalisierung ankommt. Das Ergebnis klingt überraschend: Nicht die Technik, sondern die menschliche Kommunikation ist Dreh- und Angelpunkt für den Erfolg.

Die Projektbeteiligten, darunter die Universität Witten/Herdecke sowie mehrere Unternehmen und Verbände, stellten fest, dass digitale Maßnahmen meist neue Aufgaben und Herausforderungen hervorbringen, anstatt betriebliche Probleme nachhaltig und vollends zu lösen. Meist stünden Betriebe vor dem Dilemma, einerseits die leistungsfähigsten elektronischen Programme einführen zu wollen, andererseits nicht abhängig zu werden von einer Hardware, einer Software oder dem Dienstleister. Darüber hinaus fürchteten Arbeitnehmende um ihre Arbeitsplätze, das Management um seine Kontrollmöglichkeiten und die Geschäftsführung um die Autonomie des Betriebs.

Die Lösung ist noch mehr persönliche Kommunikation auf allen Ebenen des Unternehmens. „Bei Digitalisierungsvorhaben müssen sich alle Beteiligten untereinander austauschen, nicht nur beispielsweise das Management“, betont Projektleiter Professor Dirk Baecker von der Uni Witten/Herdecke. Man müsse lernen, mit den Programmen und den neuen Organisationsformaten, die diese Programme nahezu zwangsläufig mit sich führen, umzugehen.

Für Tom Henning vom Projektpartner SHA Anlagentechnik war das wichtigste Ergebnis des Projekts, dass es im Unternehmen wesentlich mehr Schnittstellen zwischen Mensch und Maschine gibt, als zuvor gedacht: „Schon deswegen müssen mehr Leute miteinander reden als wir es gewohnt sind.“ Kommunikation als eigenen „Posten“ bei der Digitalisierung zu begreifen, sei daher eine Kernbotschaft des Projekts an die Praxis. Nur so schaffe man den Sprung von der immer noch vorherrschenden, rein zweckorientierten „Werkzeugperspektive“ der Digitalisierung zu einer Systemperspektive, die es erlaube, den Betrieb insgesamt auf den Prüfstand zu stellen.

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