In einem Bericht der Zeitschrift für Arbeits- und Organisationspsychologie informieren Wissenschaftlerinnen der BAuA über den Stand der Forschungsliteratur zum Thema Arbeitsintensität und stellen Ansätze vor, die in der Praxis bereits zum Gegensteuern entwickelt werden.
Bei der Einschätzung, welche gesundheitlichen Gefährdungen mit einem Arbeitsplatz verbunden sind, spielt laut BAuA eine hohe Arbeitsintensität eine wesentliche Rolle. Entsprechend ist das Ausmaß der Arbeitsintensität in den Arbeitsschutz einzubeziehen.
Arbeitsschutz oft ausbaufähig
Nach aktuellen Datenerhebungen stieg der Anteil der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern, die hohen Zeit- und Leistungsdruck erleben, in der letzten Dekade um 2 Prozent an. Die BAuA schlussfolgert daraus, dass es in der betrieblichen Arbeitsschutzpraxis offenbar nicht gelingt, „Gesundheitsgefährdungen durch hohe Arbeitsintensität … ausreichend abzubauen“.
Nach den untersuchten Studien berücksichtigen zudem lediglich 42 Prozent der Unternehmen, die überhaupt eine Gefährdungsbeurteilung (54 % aller befragten Betriebe) haben, psychische Belastungen. Befragt danach, welche Faktoren wie eine Barriere für die Umsetzung der Gefährdungsbeurteilung im betrieblichen Alltag wirken, wurden genannt: fehlende Ressourcen, konkurrierende Prioritäten, fehlendes Bewusstsein, Angst und kulturelle Hindernisse.
In kleinen und mittelgroßen Unternehmen kommt die fehlende Akzeptanz von psychischen Erkrankungen dazu. Psyche wird nicht selten „als etwas Privates“ betrachtet. Zudem wird eine starke Einflussnahme durch externe Autoritäten befürchtet und die Ansätze zum Durchführen der Gefährdungsbeurteilung werden als unpassend beschrieben.
Gefährdungsbeurteilung wesentlich
In der Literatur werden laut BAuA drei wichtige Herausforderungen beschrieben, die notwendig sind, um Maßnahmen für die Sicherheit und Gesundheit der Beschäftigten zu implementieren. Dies sind: Schaffung eines Management-Commitments, Etablierung partizipativer Prozesse sowie eine grundsätzliche Veränderungsbereitschaft der Beteiligten.
Neben dem Implementieren von Gestaltungsmaßnahmen für die Arbeit unter Einbezug der Gefährdungsbeurteilung, müsste auch die Entwicklung der Gestaltungslösungen untersucht werden. Denn vermutlich würden bereits in der Entwicklungsphase die Möglichkeiten nicht ausgeschöpft. Die BAuA-Wissenschaftlerinnen weisen darauf hin, dass bislang nicht nach Gefährdungsfaktoren unterschieden worden ist. Aus ihrer Sicht ein Manko, da „die jeweiligen Entstehungsbedingungen sehr vielfältig sein können“.
Um Lücken zu schließen, erforscht die BAuA „in mehreren Projekten die betriebliche Umsetzung dieser Arbeitsschutz- und Gestaltungsaufgabe“. Antworten werden gesucht auf Fragen wie: Warum ist es so schwierig, hohe Arbeitsintensität im Alltag zu vermeiden oder abzubauen oder welche Herangehensweisen werden in der betrieblichen Praxis eingesetzt, um die mit der Arbeitsintensität verbundenen Gefährdungen zu vermindern oder zu beseitigen?
In dem Zeitschriftenbeitrag „Arbeitsgestaltung bei hoher Arbeitsintensität und Zeit- und Leistungsdruck“ stellen die Autorinnen die Ergebnisse eigener Studien vor. In einer Studie steht die Perspektive betrieblicher Akteure im Mittelpunkt, in der anderen Studie steht der Blick der Beschäftigten im Fokus.